Sonntag, 8. März 2015

Nicht optimal, aber gut...

Hallo Freunde,

schon sehr lange gab es auf meinem Blog nichts mehr zu lesen. Und das lag keinesfalls daran, dass ich keine Lust mehr hatte zu schreiben, nein! Mir kamen die Themen nur so entgegen geflogen. Eine Ausbildung im Bereich Wein bietet viele Möglichkeiten und Themen um darum im Internet zu schreiben. Doch da lag auch schon das Problem. Internet. Anfangs dachte ich mir, dass es schon nicht so schwer sein konnte, hier Zugang zu einem W-Lan zu bekommen. Auch der Vermieter versicherte mir, dass es kein Problem wäre wenn ich und mein Nachbar (auch Lehrling im selben Betrieb wie ich) einfach Zugriff auf das Firmen-W-Lan (dem Wohnhaus ist eine Firma einbeleibt oder andersherum) bekämen. Monatelang wurden wir dann mit Sätzen wie "Da muss ich erst meinen Sohn nach dem Passwort fragen" oder "So gut kenne ich mich da nicht aus" auf's nächste Mal vertröstet. Das Ende vom Lied war, dass es doch keinen Internetzugriff gibt. Und jetzt habe ich beschlossen, dass damit Schluss ist! Ich werde jetzt wieder schreiben! Zwar mit weniger Bildern (geschuldet meiner miserablen Verbindung über den mobilen Hotspot meines Handys), aber ich werde schreiben. Und es gibt einiges nachzuholen.

Ich habe noch ganz gut den ersten Tag in Erinnerung. Ich war ja bis dahin schon ein paar mal im Weingut. Doch an diesem einen Tag, dem ersten Arbeitstag kam mir doch alles so unbekannt und neu vor. Wie es sich für einen übereifrigen Lehrling gehört war ich schon viel zu früh (20 Minuten vor Arbeitsbeginn) an der Halle. Kurz nach mir trudelten die anderen "neuen" ein. Drei weitere Lehrlinge und ein Praktikant, von dem ich in seiner 3-monatigen Anwesenheit noch sehr viel lernen sollte! Doch erstmal verhielt es sich wie in der freien Wildbahn. Vorsichtiges Beobachten, abschätzen, beschnüffeln. Alle Muskeln waren bis zum Zerreißen gespannt. Wie waren die anderen so drauf? Würde es Probleme geben? Ich stand nämlich einem 120-Kilo-Fleischkloß, einem etwas zierlichen Hipster, einem muskelbepackten Einfamilienhaus und einem etwas breiteren Tarzanverschnitt gegenüber. Doch schon nach den ersten beiden Tagen verflogen meine Vorurteile und "Ängste". Das waren alles total coole Typen. Nett, hilfsbereit, humorvoll und nicht einmal ein Hauch von Feindseligkeit oder Wettbewerbsdenken unter den Lehrlingen.
An eine Begebenheit am ersten Tag kann ich mich auch noch sehr gut erinnern. Es war 12.30 Uhr, Mittagspause, bzw. Mittagsessen. Ja, bei Knipsers wird man bekocht. Und das nicht zu wenig. Und keinesfalls mittelmäßig! Die Küche unserer lieben Sonja hat es nämlich in sich!
Doch zurück zu der Begebenheit:
An einem Mittagstisch für Winzer dürfen die Weingläser natürlich nicht fehlen! Wasser stand auch schon auf dem Tisch. Es wurde dafür gesorgt, dass Essen in jedem Teller landet. Und schon hörte man die kauenden Kiefer und die zufrieden brummenden Winzer. Auf einmal zerriss eine Stimme die Ruhe. Sie gehörte Werner Knipser. Und sie war an seinen Sohn Stephan gewandt: "Stephan, hol doch bitte mal Wein, nicht, dass die Buben denken, sie bekommen nur Wasser zum Trinken." Wären unsere Mägen nicht so voll vom Essen gewesen, es hätte uns glaube ich vom Stuhl gehauen. Der ganze Tisch war am Lachen und das Eis war gebrochen! Das ist original "Knipser"!



Nach einigen Wochen Arbeit (Entblättern, Grüne Lese, etikettieren, Pflege der Jungfelder usw.) kam auch schon relativ schnell der Herbst.Und für den Herbst 2014 kennt die (deutsche Wein-) Welt nur ein Stichwort: Kirschessigfliege. Das Sauviech hat dieses Jahr immense Probleme verursacht. Es gab (auch bei uns in der Pfalz) etliche Weinberge (vor allem rote, frühreife Sorten wie Dornfelder, Portugieser, usw.), die gar nicht erst gelesen wurden. Doch gefährlich waren auch Botrytis, Penicilium und andere Pilzerkrankungen, die den Weg frei machten für Essig. Manche Anlagen haben schon zehn Kilometer gegen den Wind nach Essig gestunken, dass es schon schwer auszuhalten war auch nur in der Nähe dieser Parzellen zu sein.
Dennoch lief es bei uns sehr gut. Wir brachten gutes Material herein und die Arbeit in Kelterhaus und Keller machte sehr viel Spaß.

Nach Abschluss des Herbsts verlagerte sich die Arbeit dann eher wieder nach innen. Mein einziger Ausflug nach draußen war vor die Maschinenhalle um die Weinbauspritzen und Schlepper von innen und außen zu reinigen. Ansonsten gab es im Keller viel zu tun (oder auch mal wieder ein paar Paletten zu etikettieren). Auch die knapp 2000 Barriques (von Jahrgang 2012 und 2013) wollten beigefüllt werden.

Da gibt es normalerweise ein Verbindungsstück für den Tank, an dem man dann zwei Schläuche anbringen kann, So können auch zwei Leute gleichzeitig beifüllen. Da ich das Ding dann aber irgendwie beim Saubermachen verschlampt habe durfte ich die restlichen Barriques dann alleine beifüllen. Und einen Monat später das ganze Spiel nochmal. Wieder alleine. Tja, da bin ich auch selbst schuld, ich "Dabbschädel"!

Im Winter ging es dann mit dem Rebschnitt los. Etliche Stunden waren wir Lehrlinge mit dem Außenbetriebsleiter Bernd "the Machine" Mersinger im Weinberg und haben die Elektrorebscheren gequält. Sau kalt war es manchmal, wobei in der Pfalz ja noch ein milder Winter herrschte. Und bei 60 Hektar Fläche ist man da schon ein bisschen beschäftigt.



Zwischendurch wurde auch mal wieder abgefüllt. Mit dem Lohnfüller. Maurer. Heinz Mauerer. Der coolste Hund unter dem Himmel. Erkennen kann man ihn an seinem Vokuhila, seinem Bart mit grauem Haaransatz, seiner Cola-Kirschsirup-Obsession und seinem Humor. Auf seiner Anlage steht eine clubverdächtige Musikanlage mit der er den Arbeitsrythmus vorgibt, als wäre man auf einer römischen Kriegsgalere, gerudert von Sklaven, Doch die Arbeit macht unheimlichen Spaß!

Die letzten Wochen waren dann wiederum sehr "außenlastig", zumindest für mich. Wingerte kammern, also überprüfen, ob die Unterstützungsmaßnahmen (Drähte, Pfähle, Anker, usw.) noch in Schuss waren und gegebenenfalls reparieren. Und diese Woche ging es dann daran drei Wingerte, zusammen etwa 1 Hektar einzuäschern, dem Erdboden gleich zu machen. Weil die Weinberge eh "rausgerobbt" werden sollten waren sie noch nicht geschnitten bzw. das Rebholz herausgezogen. Das erledigten wir also am ersten Tag. Am folgenden ging es dann daran, die Drähte auszuhängrn, zu bündeln und ohne, dass sie irgendwo verhakt waren auf dem Boden abzulegen. Dann wurden sie maschinell aufgerollt und man konnte sie "leicht" (je nachdem, wie viele Drähte zu einer Rolle zusammengefasst waren wog solch eine gut und gerne mal 60+ Kilo) abtransportieren. Und am Mittwoch kamen dann schon die Stickl/Pfähle raus.
Mit dem Schlepper und dem sogenannten Stickldrücker (Funktioniert dank angebauter Kette und Kralle auch als "-zieher") wurden hydraulisch sie aus dem Boden gehoben/gezogen und dann in einen nachgezogenen Karren gestapelt.

Bernd "the Machine" Mersinger, übrigens Single meine lieben Mädels! ;-)


Und bei dieser Arbeit bewies Bernd "the Machine" Mersinger wieder einmal, dass er seinen Spitznamen verdient hat. Ein Lehrling (Niklas) saß auf dem Schlepper und bediente die Hydraulik, Bernd setzte die Kralle an und stemmte sich ins Hebeleisen, damit die Kralle auch richtig greift. Und das geschah in einem Tempo! Die Stickl flogen nur so im Akkord durch die Luft. Und ich hatte teilweise wirklich Probleme mit dem Aufsammeln und Aufladen hinterher zu kommen! Aber es ist ja jetzt geschafft, nur die Reben stehen noch.

Und demnächst? Da wird wieder gefüllt. Mit Heinz "the Beat" Maurer.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen